Evangelische Kirche

Nachdem das Simultaneum durch den Vertrag vom 26.Januar1909 offiziell beendet war, und man sich auf 7660RM als Ablösesumme geeinigt hatte, begannen die Planungen für den Bau der neuen evangelischen Kirche in Lonsheim. Drei Entwürfe für den Neubau standen zur Diskussion und wurden von Prof. Pützner bewertet.
Der erste Entwurf stammte von dem Mainzer Architekten Preisker, der einen zweischiffigen, neugotischen Bau vorschlug. Pützner bemängelte daran die Raumaufteilung und die Aufstellung der Kirchenbänke im Innenraum. Die bebaute Fläche schien ihm zu groß und falsch ausgenutzt, die Dachkonstruktion erschien ihm unausführbar.
Der zweite Entwurf war von Prof. Bronner, ebenfalls aus Mainz. Sein Plan sah einen einfachen Saalbau mit seitlich verschiefertem Turm vor. Er sollte in einer Front mit einer Giebelfassade zur Straßenseite stehen. Der gesamte Kirchenbau sollte auf einer Anhöhe etwa vier Meter über dem Straßenname ausstehen und ein, bei Planungsbeginn noch vorhandenes Gehöft, das sehr malerisch wirkte, in die Gesamtansicht integrieren. Die Giebelfassade war in ihrer Gestaltung an die Giebelfassade des Gehöftes angeglichen. Wegen des Abrisses dieses Anwesens wurde die Gesamtplanung hinfällig. Ein weiterer Grund für Ablehnung durch Pützner war der Höhenunterschied von vier Metern, der zwischen Straße und Kirchengebäude lag.
Der dritte Entwurf stammte von Ludwig Hofmann, einem Architekten aus Herborn und wurde für die Bauausführung ausgewählt. Hofmann lebte von 1862 bis 1932 und war bereits mit 21 Jahren selbständiger Architekt. Sein Lebenswerk umfasst ca. 50 Kirchenneubauten, Schulen, Bahnhöfe, Krankenhäuser, sowie nach 1918 verschiedene Denkmäler für die Gefallenen und Vermissten des 1.Weltkrieges. Der veranschlagte Kostenrahmen lag bei 31.000RM. Die Bauausführung erfolgte hauptsächlich durch einheimische Handwerker mit Baumaterialien aus der Region. Das Mauerwerk wurde in Flonheimer Sandstein ausgeführt, die Dacheindeckung erfolgte in Schiefer. Die Planung für die komplette Innenausstattung übernahm Hofmann selbst. Die damals installierte Warmluft-heizung, die vom Keller aus befeuert wurde, funktionierte bereits von Anfang an nur schlecht und es musste zusätzlich ein eiserner Ofen aufgestellt werden. Die Beleuchtung erfolgte durch Gaslampen an den Wänden und einem großen, bronzenen Deckenleuchter in der Mitte des Kirchenschiffes. Die Glasfenster schuf die Glasmalerei Schüler aus Mainz. Die Chorfenster und die Fenster der Südwand zeigen ausschließlich religiöse Motive. Die restlichen Kirchenfenster sind mit ländlichen Szenen und Gebäuden von Lonsheim und Umgebung gestaltet. Dargestellt sind auf dem Feld und in den Weinbergen arbeitende Bauern, die Armsheimer Kirche, die beiden Lonsheimer Kirchen, sowie die damals noch existierende Ziegelei. Die Entwürfe für die schmiedeeisernen Tore stammen von dem Architekten Ludwig Hofmann persönlich. Das dreistimmige Geläut stammte von der Glockengießerei Rinker in Sinn. Es hatte die Stimmung g,b,d und war auf das Geläut der katholischen Kirche abgestimmt. Die größte Glocke wog 526 kg und hatte einen Durchmesser von 97cm. Die Inschrift lautete: "Gegossen zu Sinn von F.W.Rincker" und "Ehre sei Gott in der Höhe". Die mittlere Glocke war 304kg schwer und hatte einen Durchmesser von 81cm. Die Inschrift: "Den Menschen ein Wohlgefallen". Sie blieb als Vater-unser-Glocke der Kirche erhalten, wohin die beiden großen Glocken im 2.Weltkrieg für Kriegszwecke eingeschmolzen wurden. Die Orgel stammte von der Orgel-baufirma Voit aus Durlach und kostete damals um 3000RM. Sie hatte neun Register und war wegen ihrer pneumatischen Traktur sehr witterungsanfällig, sodass vor allem während der Heizperiode ständig Töne ausfielen oder hängen blieben. Bereits in den 40er Jahren fielen Risse im Mauerwerk des Chores auf. Die Gründe lagen laut erstelltem Gutachten in der Beschaffenheit des Untergrundes (sogen. grüner Letten), der Schräglage des Hanges, auf dem die Kirche erbaut wurde und dem hohen Druck des Daches und Turmes auf die Fundamente. Nach dem 2. Weltkrieg, der für die evangelische Kirche in Lonsheim den Verlust der beiden großen Glocken mit sich gebracht hatte, ließ man 1952 in Kaiserslautern zwei neue Glocken gießen. Sie tragen die gleichen Inschriften wie die alten, haben die gleiche Stimmung und entsprechen auch in ihrem Umfang den Glocken von 1911. In den 50er Jahren kam es wegen des Untergrundes zu Sicherungsmaßnahmen an den Fundamenten der Kirche. Die Generalsanierung erfolgte dann 1975. Man legte Dränagen an und verstärkte erneut die Fundamente. Das Mauerwerk wurde gesichert, durch Stahl-Beton-Ringanker und quer durch das Kirchenschiff verlaufende Zug Anker. Der Turm wurde neu gesichert, Turmuhr und Turmkrönung überarbeitet, sowie die Kugel mit dem Wetterhahn neu vergoldet. In der Kugel deponierte man eine Tageszeitung und einen Satz gültiger Münzen. Alle Holzteile erhielten einen neuen Anstrich. Auch das Kircheninnere wurde neu ausgemalt. Außerdem erhielt die Kirche eine neue Heizung und eine neue Beleuchtung. Im gleichen Jahr kam es auch zum Einbau einer neuen Orgel durch die Firma Oberlinger aus Windesheim. Dabei wurde ein Teil der alten Pfeifen und des Orgelgebäudes aus Gründen der Kostenersparnis wieder verwendet. Die unter der Leitung der evangelischen Kirchen-verwaltung in Darmstadt durchgeführte Kirchenrenovierung kostete etwa 200 000DM. Die Kosten für die Orgel wurden auf 38.500DM veranschlagt. Am 17.Juli 1987 wurde das 75jährige Jubiläum der evangelischen Kirche in Lonsheim mit feierlichem Gottesdienst und einem Festumzug begangen.